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TEXT AUS DEN AUGEN
dich schicke ich hinaus, mein männliches Ebenbild, Bruder mit der
dunklen Haut und den Mandelaugen, den eingefallenen Wangen am Ende der
Jugend, der Kraft in den Haaren, dich schicke ich hinaus, dich in
wildgrüner Landschaft, dich im fernen Bengalen, dich machen meine
Augen schön, dich machen meine Augen süchtig, das verrät dein
Mund mit der hellroten Zunge aus der Farbe deiner Küsse, dich schicke
ich hinaus, deinen hinkenden Gang, deine Scham über das scheinbar
Unvollkommene, du folgst in der Nacht meinen wechselnden Liegeplätzen,
zumindest die Hand, zumindest ein Fuß, wenigstens der Kopf am Bein,
so folgst du mir bis wir nebenein- anderliegend erwachen, in den frühen
Versprechungen Kalkuttas, die sie erst gegen Abend erfüllt, wenn wir
fahren fahren fahren durch den Wind und in engen Gassen enden, dich
schicke ich hinaus, mir mein geliebtes Land zu zeigen, bis ins Innerste
deines Hauses bin ich gefolgt, bis in den Frieden deiner Gebete, bis in die
Macht deines Willens, dich schicke ich hinaus, damit ich sehe, sehe wie
die Tränen in deine Schläfen rinnen bevor du mich zum ersten Mal
liebst, dich schicke ich hinaus, fühl mich füll mich,
verschwinde in mir, mit meinen Augen schicke ich dich wieder hinaus, zu
den Glühwürmchen deiner Nächte, zur Sehnsucht der
Frösche, zu deinem Schreibplatz neben den geflochtenen Wänden,
türkis türkis, und durchs Fenster kommen Besucher, durch die
Tür kommt der Tee und Essen gibt es weit hinten, dich schicke ich
hinaus, mir mein geliebtes Land zu zeigen, den Weihrauch der Dämmerung
und alle Heimlichkeiten, meine Farbe macht dich dunkel, deine macht mich
hell, hinter meinen Augen wiege ich dich und schicke dich wieder hinaus
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